Wie kann Wettkampfsport zu einer resilienten Gesellschaft beitragen?
Die Tagung «Perfom in Sport – Learn for Life!?», die am 10. Mai 2022 in Luzern stattfand, strich den Nutzen der pädagogischen, sozialen und nachhaltigen Potenziale des Wettkampfsports heraus. In Referaten und Workshops wurden förderliche, aber auch hindernde Aspekte im heutigen Sportsystem beleuchtet und diskutiert. Die Tagung war Teil des Vermächtnisses der Winteruniversiade, die im Dezember 2021 in Luzern hätte stattfinden sollen und aufgrund der Covid-19-Pandemie abgesagt wurde.
Die Auswüchse des Leistungssports sind hinlänglich bekannt und finden wiederholt grosse mediale Beachtung. Die Tagung setzte einen Kontrapunkt und ging der Frage nach, welche positiven Aspekte der Wettkampfsport zu bieten hat, wie diese Werte gestärkt und transportiert werden können, um in der Gesellschaft eine grössere Wirkung zu erzielen.
Was lehrt uns Sport – und insbesondere Wettkampfsport – fürs Leben? Am Ausgangspunkt der Tagung stand eine These: Der Erfahrungsschatz, den man beim wettkampfmässigen Sporttreiben erlange, die Werte, die man (er)lebe, lohne den Transfer ins alltägliche Leben und mache einen durch die persönliche Entwicklung, die angestossen werde, resilienter. Aber ist dem so, welche Werte sollen über den Wettkampfsport hinaus ihre Wirkung entfalten, sind sie nutzbringend für die Gesellschaft, und was sagt die Wissenschaft dazu? David Egli (Swiss Olympic) legte das ideale Wertenetz aus, auf dem der moderne Wettkampfsport gründet: schneller, höher, stärker, gemeinsam (Internationales Olympisches Komitee) respektive Höchstleistung, Freundschaft und Respekt (olympische Werte). Dass Werte im modernen Sport einem starken Wandel unterliegen, zeigte Dr. Michael Jucker (Universität Luzern). Dr. Daniel Birrer und Dr. Stephan Horvath (Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen EHSM) nannten Möglichkeiten und Grenzen der Persönlichkeitsentwicklung durch Sport. Welchen Drucksituationen Athletinnen und Athleten an sportlichen Grossanlässen ausgesetzt sind und wie die Akteure des Systems nutzbringend darauf reagieren können, führte Sportpsychologin Erika Ruchti (EHSM) aus. Pierina Schreyer (EHSM) machte deutlich, dass der viel zitierte «Integrationsmotor Sport» nicht von selbst läuft, sondern sorgfältig gepflegt und geduldig unterhalten werden muss. Unter welchen Bedingungen Grossveranstaltungen nachhaltig sein können, präsentierte Prof. Dr. Jürg Stettler (Hochschule Luzern).
Welchen nachhaltigen Nutzen Sportprojekte für die Gesellschaft haben können, illustrierten Beispiele aus der Praxis: u.a. die Leichtathletik-Europameisterschaft 2014 in Zürich und die Lancierung des UBS Kids-Cups. Den Transfer in die Praxis führten zwei Workshops weiter, in denen sich die Teilnehmenden aktiv einbringen und Anregungen zusammentragen konnten – einerseits zur aktuellen Situation der Werteverankerung im Schweizer Sportsystem, andererseits für potenzielle Massnahmen zur deren Verbesserung. Die abschliessende Podiumsdiskussion – moderiert vom ehemaligen EHSM-Rektor Walter Mengisen – zwischen Matthias Remund (Direktor Bundesamt für Sport BASPO), Roger Schnegg (Direktor Swiss Olympic), Camille Balanche (Sportmultitalent und Downhill-Weltmeisterin Mountainbike) sowie Marisa Reich (She Sports Switzerland) rundete den Anlass ab. Die Expertinnen und Experten auf dem Podium versicherten, sich der zunehmenden Bedeutung des Sports in der Gesellschaft bewusst zu sein und die daraus resultierenden Herausforderungen anzunehmen.
Der Anlass wurde von Swiss Sports Future, der Hochschule Luzern und der EHSM organisiert und vom Schweizerischen Akademischen Skiclub, von Swiss University Sports, Swiss Olympic und dem Europa Forum unterstützt.
Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen EHSM
Hauptstrasse 247
2532 Magglingen

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