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MitteilungVeröffentlicht am 14. März 2022

Stein für Stein zum Weltmeistertitel

Die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking sind Geschichte, die Fernsehkameras sind weitergezogen. Doch auch nach dem Rummel der grossen Bühne gehen die sportlichen und persönlichen Geschichten weiter. Die EHSM-Studentin Carole Howald erlebte die Wettkämpfe in China als Ersatzspielerin des Curlingteams Tirinzoni hautnah.

Peking 2022, das sei von Anfang bis zum Schluss eine extrem eindrückliche Reise gewesen, erzählt Carole. Allein die Curling-Arena mit eindrücklicher Lichtshow und aufwändiger Präsentation war ein Erlebnis. Als Ersatzspielerin war sie ausserdem selber ständig im Einsatz. «Ich teste jeweils am Abend die Steine für den nächsten Tag», erklärt sie. Bei den Granitsteinen handelt es sich um ein Naturprodukt und jeder läuft wieder etwas anders. «Indem ich jeden Stein acht Mal hintereinander genau gleich spiele, kann ich solche Unterschiede herausfinden.» Dieses Wissen kann im Ernstkampf entscheidende Vorteile liefern. «Ausserdem beobachte ich während den Matches die anderen Teams, um herauszufinden, in welcher Reihenfolge sie die Steine einsetzen», ergänzt Carole. «Und natürlich muss man jederzeit bereit sein für einen allfälligen Einsatz.» Ersatzspielerin ist ein Vollzeit-Job.

Die verpasste Medaille

Doch dann scheitert das Team Tirinzoni im Spiel um Bronze. Der vierte Platz war nicht das angestrebte Ziel. Die verpasste Medaillenchance eine Enttäuschung. Viel Zeit blieb den Curlerinnen jedoch nicht, dies zu verarbeiten. «Nach dem verlorenen Bronzematch haben wir in etwa zwei Stunden unsere Koffer gepackt und sind zurück in die Schweiz geflogen», erzählt die 28-jährige. «So hatten wir einen Tag mehr Zeit, uns auf die Schweizermeisterschaften vorzubereiten.» Nach einer kurzen Stippvisite zu Hause in Langenthal war sie dann auch bereits einen Tag nach Ankunft schon wieder auf dem Weg nach Genf, um sich den bereits laufenden Vorrunden der Schweizermeisterschaften anzuschliessen. Keine Zeit also, der verpassten Chance nachzutrauern. Sofort war wieder Leistung gefragt, denn diese war ausschlaggebend für die Qualifikation zur Weltmeisterschaft.

Erst nach dem Turnier in Genf sei die Realität plötzlich wieder da gewesen. «Nachdem man sich so lange auf einen einzigen Event vorbereitet hat, muss man sein Leben erst einmal wieder neu strukturieren und organisieren.» sagt Carole. Und dann ist da eben noch die Enttäuschung. «Ich war schon in einem Energietief die letzten Tage. Man hat gemerkt, dass da noch einiges zu verarbeiten ist.» Wichtig sei gewesen, sich deshalb auch einige Tage Regeneration zu gönnen. «Ich war spazieren und habe wirklich mal wieder nur das gemacht, was mir gut tut. Auch den Fokus mal wieder aufs Studium zu legen hat gut getan», scherzt sie und ergänzt: «Und jetzt freuen wir uns auf die WM.»

Es warten die Weltmeisterschaften

In diesen Tagen geht die nächste grosse Reise bereits los. Die erste Etappe ist das Pre-Camp in Calgary. Dort warten einige Tage intensives Training auf das Team Tirinzoni. «Wichtig ist jetzt vor allem, dass der Kopf bereit ist. In zwei Wochen verlernen wir das Curling ja nicht. Aber wir brauchen wieder das nötige Vertrauen. Mental muss es stimmen», so Carole. Ab dem 19. März wird das Team des CC Aarau im kanadischen Prince George versuchen, den dritten Weltmeistertitel in Folge zu gewinnen. Auch dann wird Carole wieder bereit sein, um Steine zu testen und dem Team als Stütze beizustehen.

Und was kommt danach? «Wie meine sportliche Zukunft aussieht, steht noch ziemlich in den Sternen. Natürlich möchte ich sehr gerne auf diesem Toplevel weiterspielen. Das bedingt, dass ich und mein eigenes Team in die Top 15 vorrücken können», ergänzt sie. Sich regelmässig an Grossanlässen zeigen und auch um die Medaillen mitspielen möchte sie. Und ja, dann sind ja auch 2026 wieder Olympische Winterspiele. Natürlich ist das auch ein Fernziel. Aber das Commitment, diesen Sport auf so hohem Niveau auszuführen, sei halt schon sehr gross, relativiert Carole. «Es braucht jede Saison wieder mehr Training – On-Ice natürlich, aber eben auch Off-Ice. Damit die ganze Teamdynamik stimmt.» Zuerst gilt es jetzt an der WM bereit zu sein und dann will sie weiter planen. Spiel für Spiel und Stein für Stein. So wie es im Curling üblich ist. 

WM Gold – zum dritten Mal in Folge

In der Nacht auf den 28. März krönt das Team Tirinzoni eine perfekte WM mit dem dritten Weltmeistertitel in Folge. Dank 14 Siegen in 14 Spielen erzielen Silvana Tirinzoni, Alina Pätz, Esther Neuenschwander, Melanie Barbezat und Carole Howald einen historischen Erfolg. Auch Carole leistete während des Turniers mehrere Einsätze als Spielerin und erhält ihre insgesamt 5. WM-Medaille.

Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen EHSM

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