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«Wer nur den Schweizer Sport kennt, versteht den Sport nicht»

Kurz-Interview mit Walter Mengisen, Co-Rektor der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen EHSM, zum Austausch zwischen der EHSM und der Beijing Sport University (BSU)

20.09.2017 | Patrick Lienhart

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In welcher Form arbeitet die EHSM mit der BSU zusammen?
Wir haben seit 2007 einen formellen Zusammenarbeitsvertrag über Dozierendenaustausch, Studierendenaustausch und Kooperation in Forschungsfragen. Regelmässige Besuche von unserer Seite in China und Besuche chinesischer Delegationen beleben diese Zusammenarbeit.

Was zieht die EHSM für einen Nutzen aus der Zusammenarbeit?
Die internationale Vernetzung spielt in der Positionierung der Hochschule eine wichtige Rolle. Es soll auch unseren Studierenden neue Horizonte und eine andere Kultur eröffnen. Wer nur den Schweizer Sport kennt, versteht den Sport nicht. Für die Olympischen Winterspiele in Beijing sind wir als Partner mit Kompetenz im Wintersport sehr gefragt.

Was kann die EHSM von der BSU lernen?
Mit welcher Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit auch grosse Ziele erreicht werden. Die Chinesen sind nicht so zögerlich wie wir Schweizer. 

Welchen Eindruck haben die chinesischen Studentinnen und Studenten hinterlassen, die sich in Magglingen aufhielten?
Sie sind neugierig, aber nicht so sportlich im Sinne der sportpraktischen Fertigkeiten wie unsere Studierenden. In ihren Interessen nähern sie sich immer mehr der europäischen Kultur an. Sie sind an denselben Freizeitbeschäftigungen interessiert wie unsere Jungen. Gegenüber Dozierenden sind sie eher zurückhaltend.

Wie unterscheiden sich Schweizer von Chinesen, Berner von Einwohnern von Peking?
China ist mit 1,3 Milliarden Einwohner einfach mehrere Dimensionen grösser. Die Stadt Beijing zählt 21,5 Millionen Einwohner. Das prägt auch das Denken und das Verhalten. China ist genauso vielfältig wie die Schweiz und hat über 50 anerkannte Minoritäten. Meine Nähe zur akademischen Welt in China ist grösser als diejenige zu Bergbauern im Kanton Bern, und umgekehrt ist das natürlich genauso. Was auffällt, ist die ungebrochene Euphorie für alle elektronischen Mittel der Chinesen. Selbst die Melone auf dem Markt wird via App bezahlt. Datenschutz und Schutz der Privatsphäre scheinen schlicht kein Thema zu sein.

Wie geht die Zusammenarbeit mit der BSU weiter? Welche Projekte werden als Nächstes angepackt?
Wie bereits erwähnt, sind sie sehr an unserem Knowhow im Wintersport interessiert. Die Olympischen Winterspiele in Beijing bilden einen Aktivitätsschwerpunkt der BSU. Hier werden wir sicher eng kooperieren und auch versuchen, für die Schweizer Delegation sehr gute Bedingungen zu schaffen.


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