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MitteilungVeröffentlicht am 9. April 2020

Für Franz Fischer stand immer der Mensch im Zentrum

Vor über 22 Jahren übernahm der heute 65-jährige Franz Fischer in Magglingen die Funktion als Mitarbeiter im Projekt Spitzensportförderung der Armee. Kurz vor seinem endgültigen Abschied aus Magglingen hatten wir Gelegenheit, mit Franz Fischer über seine Zeit am BASPO zu reden.

Kennen und schätzen sich: Adolf Ogi und Franz Fischer. Foto: BASPO

 

Franz, zuerst zur aktuellen Lage mit dem Corona-Virus. Wie gehst du damit um, wie kannst du deine Tätigkeit in deinen letzten Arbeitstagen noch ausüben?

Franz Fischer: Das ist etwas ganz Neues, es ist nicht so einfach, zuhause zu arbeiten, weg von der Front. Es ist ein Prozess, der Zeit braucht, bis man weiss, wie das Homeoffice funktioniert, weg von Athletinnen und Athleten.

 

Hast du viele Anfragen von Spitzensportlern, wie sie in Magglingen noch trainieren können?

Es gibt einige Anfragen von Sportlern, aber es werden sicher noch mehr kommen.

 

Nun zum Rückblick deiner Tätigkeit in Magglingen und zu deiner Person. Wie bist du in deiner Jugend überhaupt zum Sport gekommen, was war der Ansporn?

Dafür verantwortlich war der Schaffhauser Spitzenruderer und Cousin Heini Fischer. Ich habe in den Sommerferien bei seinen Eltern in der Metzgerei und im Hotel Löwenbräu in Neuhausen am Rheinfall gearbeitet. Dort habe ich mit ihm viel geredet und ging auch in den Ruderclub Schaffhausen, um zu schauen, wie er trainiert. Zum ersten Mal war ich 1968 im Alter von 13 Jahren dort. Während meiner Zeit an der Kanti in Sursee habe ich alle meine Sommerferien dort verbracht. Dank dem Umstand, dass mich Heini animiert hat, trat ich dem Seeclub Sursee bei. 1976 beim Studienbeginn in Zürich habe ich dann gesehen, dass ich als Aktiver in einem kleinen Klub nicht weiterkomme und begann als Trainer.

 

Du hast ein Turn- und Sportlehrerstudium an der ETH (Chef war dort der spätere BASPO-Direktor Heinz Keller, Anm. der Red.) absolviert, warst in Schaffhausen auch in diesem Beruf tätig. Wie kam das?

Die Eltern von Heini Fischer machten mir ein Angebot, dass ich bei ihnen wohnen könne, wenn ich in Zürich studieren möchte. Das tat ich dann auch. Später suchte die Kanti Schaffhausen vergeblich einen Turnlehrer. Daraufhin verlangten die Verantwortlichen im Sekretariat des ETH-Sportlehrerstudiums eine Studierenden-Adressliste und stiessen auf mich, weil ich in am Neuhausen am Rheinfall wohnte. So kam ich im Frühling 1979 neben dem Studium zu einem Teilpensum an zwei Klassen.

 

Du warst selber Ruderer, und auch erfolgreicher Rudertrainer mit dem ersten WM-Gold eines Schweizer Junioren-Achters 1994 in München. Was haben dir diese Aufgabe und auch das Amt als Nachwuchstrainer im Schweizerischen Ruderverband für deine Arbeit in Magglingen gebracht?

Das Zusammenarbeiten mit jungen, motivierten Leuten, die im Sport etwas erreichen wollten, sie auf ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen, das hat mir für meine Aufgabe in Magglingen geholfen.

 

Dein Wirken in Magglingen war ja einem steten Wandel und Änderungen unterzogen. Welche Personen haben mit ihren Entscheiden hauptsächlich dafür gesorgt, dass dies so war?

Ganz sicher der frühere BASPO-Direktor Heinz Keller, den ich von der Turnlehrerausbildung in Zürich kannte. Dann auch Erich Hanselmann, der mich in das Projekt Spitzensportförderung der Armee hinein brachte. Und danach war es EHSM-Rektor Walter Mengisen, der mir viel Freiheiten gab, um in diesem Gefäss immer wieder neue Ideen einzubringen.

 

Bei deinem Wirken spielten doch auch Bundesräte des Departements Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS eine Rolle?

Das war 1998 zuerst Adolf Ogi mit der Initiierung des neuen Gefässes. 1999 fand dann der erste Rekrutenschule-Spitzensportler-RS-Lehrgang statt. 2004 war es Samuel Schmid, der die neue Spitzensport-Rekrutenschule, wie sie heute noch existiert, ins Leben rief. 2006 kam mit der Triathletin Annina Stämpfli die erste Frau in die Spitzensport-RS. Sie wurde von Samuel Schmid persönlich in Magglingen begrüsst. 2010 erfolgte die Offizialisierung der Zeitmilitär-Spitzensportler durch Ueli Maurer. 2014 die Umsetzung von 100 freiwilligen Dienstagen im Rahmen von Spitzensport-WKs durch Ueli Maurer. Und zuletzt noch Viola Amherd mit der Verdoppelung der Spitzensport-RS und dem Beginn der RS direkt in Magglingen und nicht mehr in Wangen a.A.

 

Was hast du zuletzt hauptsächlich gemacht?

Bis am Schluss war der ganze Selektionsprozess für die Athleten eine meiner wichtigsten Aufgaben. Die ganze Planung der Infrastruktur-Belegung für die Trainings während den 18 Wochen RS in Magglingen. Dazu kam die Planung der Einsätze von Betreuern und Trainern der einzelnen Sportverbände. Ausserdem die Organisation und Koordination der Weiterbildung für die Spitzensport-Rekruten und Zeitmilitärs, dazu gehörten Medienschulung, Karriereplanung, Englisch-Unterricht, Regeneration und vieles mehr.

 

Was hat dir der Umgang mit Athletinnen, Athleten, Trainerinnen und Trainern persönlich gebracht?

Es war unglaublich spannend, junge Leute auf ihrem Weg zu begleiten und zu sehen, wie sie sich sportlich aber auch von der Persönlichkeit her entwickelt haben. Daraus sind ganz unterschiedliche Kontakte und Beziehungen mit den Athleten entstanden, die ich beim Frühstück, beim Nachtessen oder auch bei einem Kaffee an der Bar, wo es immer gute Gespräche gab, mit ihnen gepflegt habe.

 

Was sagst du zur aktuellen Entwicklung der Spitzensportförderung der Armee, bei der die Spitzensport-RS verdoppelt wird? Genügt diese Massnahme langfristig oder müsste man noch mehr tun?

Sicher ist es super, dass man die RS verdoppeln kann. Wichtig ist dabei aber, dass auch die Qualität im Zentrum bleibt. Genial wäre natürlich, wenn es in absehbarer Zeit noch mehr als die heute 18 Zeitmilitär-Spitzensportler-Stellen geben würde.

 

Du hast ja praktisch 24 Stunden für den Sport und seine Protagonisten gelebt. Wird dir das nicht fehlen?

Ja, das ist ein Prozess, bei dem ich jetzt umschalten muss. Ich muss das Ganze reduzieren. Die direkten Kontakte mit den verschiedenen Athletinnen und Athleten werden mir sicher fehlen.

 

Du lebst für den Sport, welche Nischen hast du neben der Arbeit für den Sport über all die Jahre für dich selber noch gepflegt?

Die täglichen Trainings frühmorgens im Kraftraum habe ich praktisch nie ausgelassen. Und das Rudern im Seeclub Sursee am Freitagabend und das anschliessende gemütliche Beisammensein mit Kollegen war und ist mir immer noch wichtig.

 

Für dich kommt jetzt der Übergang in die Rente, man kann sich kaum vorstellen, dass du neben dem Rudern in deiner Wohnung auf der faulen Haut sitzen wirst. Was hast du noch alles im Köcher, das du in Angriff nehmen willst?

Für mich ist die ganzheitliche und langfristige Karriereplanung von jungen Athletinnen und Athleten sicher noch ein Thema. Und auch die Planung für ältere Sportler, die nach ihrer Karriere in ein neues Berufsleben einsteigen müssen. Diese Tätigkeiten werde ich im Bereich Rudern starten.

 

Franz, besten Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft.

Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen EHSM

Rektoratssekretariat
Hauptstrasse 247
2532 Magglingen