Das BASPO verstärkt die Frauenförderung
Sport hat auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene viele positive Effekte. Zahlen zeigen, dass Mädchen und junge Frauen in der Schweiz weniger sportlich sind als Jungen und Männer in der gleichen Alterskategorie. Mit Massnahmen, die vor allem bei der Ausbildung ansetzen, will das Bundesamt für Sport BASPO Mädchen und Frauen gezielt fördern. Zum Internationalen Tag der Frau publiziert es eine Übersicht über die Massnahmen.
Jugend+Sport: Ausbilden und neue Angebote schaffen
Tausende Leiterinnen und Leiter durchlaufen jährlich eine J+S-Ausbildung. In der Ausbildung wird Wissen über die spezifischen Bedürfnisse von Mädchen und jungen Frauen im Sport vermittelt. So lernen Leitende, welchen Einfluss körperliche Veränderungen in der Pubertät auf das Training im Verein haben können und wie sie eine offene Haltung im Umgang damit entwickeln. Ausserdem lernen sie, Trainingslektionen so zu gestalten, damit sich Mädchen und junge Frauen sicher fühlen. So kann es beispielsweise eine Lösung sein, gezielt ein Training ohne Jungen anzubieten, damit Geschlechterstereotypen keine Rolle spielen.
Frauen für das Studium in Magglingen gewinnen
Auch an der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen werden Frauen gezielt gefördert. Die Hochschule ist ebenfalls Teil des BASPO und hat mehrere Massnahmen ergriffen, um mehr Studentinnen für die Bachelor- und Masterstudiengänge zu gewinnen. Unter anderem wurde die Eignungsabklärung für ein Studium in Magglingen angepasst. So ist zum Beispiel Fussball, der in der Schweiz vorwiegend von Männern ausgeübt wird, nicht mehr Teil der Eignungsabklärung. Zudem legen alle Frauen die Aufnahmeprüfungen am selben Tag ab. Sie sollen sich so weniger ausgestellt und beobachtet fühlen und sich auf den Sport konzentrieren können.
In den letzten Jahren wurde das Thema Frauen in den Studiengängen am Bachelor-Informationsanlass speziell thematisiert. Dabei kamen auch Studentinnen zu Wort, die zu Fragen Auskunft gegeben und von ihren Erfahrungen erzählt haben.
Projekt «Ethik im Sport»: Mehr Sportfunktionärinnen für neue Impulse
Der Bund hat im Januar 2023 bekannt gegeben, wie ethische Grundlagen im Schweizer Sportsystem stärker und verbindlicher verankert werden. Teil der revidierten Sportförderungs-verordnung ist auch die Forderung an Sportorganisationen, dass Frauen und Männer zu je 40 Prozent in den Leitungsorgangen der jeweiligen Organisation vertreten sein müssen. Verbind-lich ist die Quote für den Dachverband Swiss Olympic sowie für die nationalen Sportverbän-de.
«Wenn der Sport stereotypenfrei gestaltet ist, kann er gerade Mädchen ein tolles Übungsfeld bieten»
Wieso ist es wichtig, Mädchen und Frauen im Sport zu fördern?
Es ist grundsätzlich wichtig, denn die Zahlen zeigen, dass Mädchen und junge Frauen weniger Sport treiben als gleichaltrige Jungen und Männer und hören oftmals früher mit dem Sport wieder auf. Außerdem sind deutlich weniger Frauen im organisierten Sport aktiv. Es gibt weniger Trainerinnen, weniger Funktionärinnen. Wenn wir sagen, wir wissen um die potenzielle positive Wirkung des Sports, aber wir sehen gleichzeitig ganz klar, dass eine bestimmte Bevölkerungsgruppe einen hindernisreichen Zugang dazu und weniger Mitgestaltung und- sprache hat, dann müssen wir das ändern. Zum Beispiel werden Wetteifern und Durchsetzungsvermögen von der Gesellschaft eher mit Männern assoziiert. Wenn der Sport stereotypenfrei gestaltet ist, kann er gerade Mädchen ein tolles Übungsfeld bieten. Sie sollen sich entgegen den traditionellen Rollenvorstellungen im Sport spielerisch ausprobieren und so ihre Persönlichkeit entwickeln dürfen.
Müssen Mädchen anders gefördert werden?
Ich würde nicht sagen, dass wir sie anders fördern müssen. Wir müssen sie konsequenter fördern. Sie haben andere Bedürfnisse an den und im Sport. Das Angebot im organisierten Sport entspricht nicht immer den Bedürfnissen von Mädchen. Sie erleben andere Barrieren, die ihnen den Zugang zum Sport erschweren Das müssen wir berücksichtigen. Wenn wir Mädchen fördern wollen, müssen wir für chancengleichen Zugang und Teilhabe sorgen. Sie sollen auch den Sport mitgestalten können, als Athletin, als Trainerin, als Vorstandsmitglied und dort die Anliegen der Mädchen und Frauen vertreten können. Ebenso dienen sie anderen Mädchen und Frauen wieder als wichtige Vorbilder im Sport.
Heisst das, es müssen neue Angebote geschaffen werden?
Auch das kann helfen. Manchmal hilft es bereits, die bestehenden Angebote niederschwelliger oder für Mädchen attraktiver zu gestalten. Also die Strukturen und Rahmenbedingungen zu überdenken. J+S prüft grundsätzlich, wie bisher nicht erreichte Zielgruppen auch vom Programm Jugend und Sport profitieren können. Darin sehe ich eine grosse Chance auch für die Mädchen und jungen Frauen.
Wo sehen Sie sonst noch Möglichkeiten, mehr Mädchen und Frauen ins Sportsystem zu integrieren?
Ich sehe überall Potenzial. Den längsten Hebel haben das Sportförderprogramm J+S, die Trainerbildung und die EHSM über ihre jeweiligen Ausbildungen. Deshalb versuchen wir in einem ersten Schritt, das Thema in die Ausbildung zu integrieren und Wissen und Kompetenzen sowie eine offene Haltung in der Thematik zu fördern. Wenn uns das gelingt, können wir die nächste Generation für das Thema sensibilisieren und prägen. Viele Stakeholder (z.B. Sportverbände) sind heute schon sehr motiviert und gestalten Projekte und Strukturen, um Mädchen zu fördern. Sie achten darauf, Mädchen und Frauen einzubinden. Es muss auch ein Ziel sein, dass sich bereits bestehende Projekte und Stakeholder vernetzen. Es braucht einen Schulterschluss im Sport. Dafür arbeiten wir in der Erarbeitung der Ausbildungsinhalte zum Beispiel mit Swiss Olympic zusammen. Sport ist ein vielschichtiges Konstrukt. Jeder und jede kann einen Beitrag leisten. Die Eltern, die Kinder, die Schulen, die Vereine, die Verbände und der Bund
Die Themen Ethik, Integration oder Förderung von Mädchen und jungen Frauen spielen in der digitalen Lernwelt von J+S eine wichtige Rolle. Viele Inhalte sind frei zugänglich. Welche Reaktionen haben Sie bisher erhalten?
Wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten. Das gleiche gilt für die Plattform mobilesport.ch, wo wir unter anderem Inhalte zu den Vielfaltsthemen veröffentlichen. Wir merken, dass wir damit ein Bedürfnis der Leiterinnen und Leiter in Vereinen und von Verbänden bedienen Denn auch sie sind motiviert, beispielsweise Frauen und Mädchen zu gewinnen und im Sport zu behalten. Je mehr Vielfalt im Verein besteht, desto bunter und lebendiger wird das Vereinsleben. Das ist in einer Zeit, in der viele Vereine mit einem Mitgliederschwund kämpfen, ein wichtiger Faktor.
Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen EHSM
Hauptstrasse 247
2532 Magglingen

